Schifffahrt

Attacke auf israelisches Schiff im Golf von Oman

Der Autofrachter Helios Ray im Jänner vor Cuxhaven (Deutschland).
Der Autofrachter Helios Ray im Jänner vor Cuxhaven (Deutschland). [ Uwe Benn/Marine Traffic.com ]
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Löcher von Raketen oder Haftminen am Rumpf. Israel wirft dem Iran vor, dahinterzustecken. Tatsächlich nennt eine iranische Zeitung „verbündete Kräfte“ als Urheber – und der Frachter sei in Wahrheit ein Spionageschiff.

Jene Explosion, die in der Nacht auf Freitag von einem israelischen Frachtschiff im Golf von Oman gemeldet worden war, könnte einen brisanten Hintergrund haben: Die MV Helios Ray, ein 200 Meter langer Autofrachter, der auf dem Weg von Dammam (Saudiarabien) nach Singapur war, soll von iranischen oder mit dem Iran verbündeten Kräften angegriffen worden sein. Das behaupteten am Wochenende sowohl Israels Verteidigungsminister Benny Gantz als auch interessanterweise iranische Medien.

Der Golf von Oman ist das Verbindungsstück zwischen dem Persischen Golf und dem Arabischen Meer bzw. Indischen Ozean. Anlieger sind der Oman, die Vereinigten Arabischen Emirate, der Iran und Pakistan. US-Marineeinheiten hatten nach der Meldung von der Explosion Nachschau gehalten. Das Schiff weist demnach mehrere Einschlaglöcher auf beiden Seiten des Rumpfes knapp oberhalb der Wasserlinie auf. Damit liegt eine Beschädigung durch Raketen, Kanonen oder Haftminen nahe.

Position des Frachters zum Zeitpunkt des Vorfalls:

Verletzt wurde nach Angaben des Schiffseigners, Rami Ungar, niemand, es gebe auch keine nennenswerten Schäden sonst. Nähere Details waren vorerst unbekannt, das Schiff lief Dubai zu Untersuchungen und Reparaturen an. Dazu hat sich auch eine israelische Delegation angemeldet.

„Achse des Widerstands“

Die Helios Ray fährt unter der Flagge der Bahamas, wird von einer griechischen Reederei betrieben und gehört einer Firma auf der Isle of Man (Besitz der britischen Krone in der Irischen See), die wiederum ein Ableger des israelischen Unternehmens Ray Shipping mit Sitz Tel Aviv ist. Wieso genau der Verdacht in Richtung Iran gehe, begründete in offiziellen Kreisen Israels vorerst niemand. Der israelische TV-Sender Channel 13 berichtete aber unter Berufung auf „Sicherheitskreise“, dass man von einem Raketenangriff durch Marineeinheiten der iranischen Revolutionsgarde ausgehe.

Die ultrakonservative iranische Zeitung „Kayhan“ schrieb am Sonntag, die Helios Ray sei in Wahrheit kein Autotransporter, sondern „ein Spionageschiff des israelischen Militärs“. Sie bezog sich dabei auf namentlich nicht genannte Militärexperten. Das Schiff sei wahrscheinlich von Mitgliedern der „Achse des Widerstands“ angegriffen worden, berichtete Kayhan, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Diese „Achse“ ist ein Bündnis zwischen dem Iran, Syrien, der libanesischen Hisbollah, der palästinensischen Hamas und anderen Gruppen, das gegen Israel und die westliche Militärpräsenz in der Golfregion gerichtet ist. Die „Attacken und Verbrechen Israels“ in der Region hätten das Schiff offenbar zu einem „legitimen Ziel“ gemacht, hieß es in der Zeitung weiter.

Die USA und Saudiarabien hatten den Iran schon 2019 für offiziell ungeklärte Angriffe auf Schiffe in der Golf-Region verantwortlich gemacht. Der Abschuss einer US-Aufklärungsdrohne durch die Revolutionsgarden über der Straße von Hormuz führte fast zu größeren militärischen Aktionen. Seit der Ermordung des iranischen Kernphysikers Mohsen Fakhrizadeh nahe Teheran im November hat sich der Konflikt zwischen Israel und dem Iran erneut verschärft. Dieser beschuldigte Israel, hinter dem brutalen Angriff zu stehen. (wg/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2021)

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