Menschenrechtler berichten über neue Gräueltaten in Äthiopien

Symbolbild: Soldaten in Äthiopien
Symbolbild: Soldaten in ÄthiopienAPA/AFP/AMANUEL SILESHI
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Amnesty International und Human Rights Watch beklagen neue Übergriffe im Bundesstaat Tigray. Augenzeugen schildern grauenvolle Szenen.

Im ostafrikanischen Krisenstaat Äthiopien sollen Sicherheitskräfte aus der Region Amhara für eine Welle von Masseninhaftierungen, Massakern und Vertreibungen verantwortlich sein. Die Menschenrechtsgruppen Amnesty International und Human Rights Watch (HRW) veröffentlichten am Donnerstag einen Bericht, wonach sich diese Übergriffe im Westen des Bundesstaates Tigray ereigneten.

Zivilisten auf der Flucht vor der eskalierenden Gewalt würden attackiert und getötet. Augenzeugen berichteten von mit Leichen übersäten Straßen"

Seit Anfang November hätten Polizisten und als "Fanos" bekannte Milizen der Region Amhara systematisch Zivilisten in den Orten Adebai, Humera und Rawyan zusammengetrieben und erwachsene und minderjährige Zivilisten ab 15 Jahren festgenommen. Frauen und jüngere Kinder sowie kranke und ältere Menschen seien vertrieben worden.

"Angesichts des Ausmaßes der anhaltenden Übergriffe sollte der UN-Menschenrechtsrat dringend einen unabhängigen internationalen Mechanismus zur Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen im Tigray-Konflikt - einschließlich schwerer Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht - einrichten", forderte Franziska Ulm-Düsterhöft, die Afrika-Beauftragte von Amnesty International. Die Verantwortlichen müssten ermittelt und Beweise gesichert werden, um sie zur Verantwortung ziehen zu können.

Schwere Menschenrechtsverletzungen

Beide Organisationen hatten für ihren Bericht Satellitenbilder ausgewertet sowie 31 Personen telefonisch interviewt. Unter ihnen waren 25 Zeugen und Überlebende sowie Angehörige von Inhaftierten und Vertriebenen. Der Konflikt zwischen der Zentralregierung in Addis Abeba und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), der vor etwa einem Jahr begann, hat sich mittlerweile von Tigray auf weitere Landesteile ausgeweitet. Allen Konfliktparteien werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Mit knapp 115 Millionen Einwohnern ist Äthiopien das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung Afrikas. Der Vielvölkerstaat, der lange als Stabilitätsanker der Region galt, droht durch die Kämpfe zu zerfallen; die Zentralregierung ist geschwächt.

(APA)

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