Chronologie

Die Seitenstettengasse war schon einmal Terror-Tatort

30. JAHRESTAG DES TERRORANSCHLAGES AUF WIENER SYNAGOGE
30. JAHRESTAG DES TERRORANSCHLAGES AUF WIENER SYNAGOGEAPA/KRISTIAN BISSUTI
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Im Jahr 1981 überfiel ein Terrorkommando die Synagoge in der Seitenstettengasse. Ein Auszug der vergangenen Anschläge in Wien.

Das Attentat in der Wiener Innenstadt ist einer der schwersten Terroranschläge der jüngeren österreichischen Geschichte. Und es ist der zweite Anschlag, der sich in der Seitenstettengasse ereignete: 1981 hatte ein palästinensisches Terrorkommando die dortige Synagoge überfallen und zwei Menschen getötet.

Terrorakte mit Todesopfern sind in Österreich eher selten. Die bisher folgenschwersten Attentate waren das rechtsextreme Rohrbombenattentat von Oberwart, bei dem 1995 vier Roma ermordet wurden, und die ebenfalls vom Neonazi Franz Fuchs verübte Briefbombenserie sowie der Anschlag der Abu-Nidal-Gruppe auf den Flughafen Wien mit vier Toten und 38 Verletzten 1985.

Eine offizielle Aufstellung des Innenministeriums über Terroranschläge in Österreich gibt es nicht. Ein Auszug der „Global Terrorism Datebase“ der University of Maryland.

12. März 2018: Ein 26-jähriger Mann attackiert einen Wachsoldaten des Bundesheeres bei der iranischen Botschaft in Wien mit einem Messer und wird erschossen. Laut Polizei hegte der Täter, der seinen Präsenzdienst beim Bundesheer absolviert hatte, Sympathien für den politischen Islam.

30. Juni 2017: Ein gebürtiger Tunesier ermordet in Linz ein älteres Ehepaar. Der damalige Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) berichtet wenig später von einer angeblichen Verbindung des Täters zum "Islamischen Staat" (IS). Von der Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation wird der Mann allerdings freigesprochen und in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Er selbst gibt als Motiv an, er habe ein Exempel an der Gesellschaft und der FPÖ statuieren wollen, durch die er sich als Ausländer und Muslim diskriminiert gefühlt habe.

24. Mai 2009: Bei einem Anschlag fundamentalistischer Sikhs auf einen Tempel in Wien-Rudolfsheim wird ein aus Indien angereister Guru getötet, neun weitere Personen werden teils schwer verletzt. Der Haupttäter erhält 2010 lebenslang, vier Mittäter 17 bzw. 18 Jahre Haft.

13. Jänner 2009: Umar Israilow, ein nach Österreich geflohener Bodyguard des Tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow, wird in Wien-Floridsdorf auf offener Straße erschossen. Der mutmaßliche Todesschütze kann nach Russland fliehen, drei Komplizen erhalten 2012 langjährige Haftstrafen.

11. April 1995: Bei einem misslungenen Anschlag auf einen Starkstrommasten in Ebergassing bei Wien sterben die beiden mutmaßlich linksradikalen Attentäter Gregor Thaler und Peter Konicek.

4. Februar 1995: Eine vom Rechtsradikalen Franz Fuchs gelegte Rohrbombe tötet in Oberwart vier Roma. Josef Simon, Peter Sarközi, Karl Horvath und Erwin Horvath sind damit die Opfer des bisher folgenschwersten innenpolitisch motivierten Attentats in Österreich. Fuchs, Urheber weiterer Rohr- und Briefbomben mit zahlreichen Schwerverletzten, wird 1997 gefasst und begeht 2000 in Haft Selbstmord.

13. Juli 1989: Iranische Agenten erschießen in einer Wiener Privatwohnung drei hochrangige kurdische Politiker, darunter den österreichischen Staatsbürger Fadel Rasoul. Die Täter können in der iranischen Botschaft untertauchen und dürfen nach Interventionen aus Teheran unbehelligt ausreisen - einer wird sogar unter Polizeischutz zum Flughafen Schwechat gebracht.

27. Dezember 1985: Bei einem Anschlag der palästinensischen Abu Nidal-Gruppe auf den Schalter der israelischen Fluglinie El Al am Flughafen Wien sterben drei Passagiere und ein Attentäter, 38 Personen werden verletzt. Bei einem zeitgleichen Anschlag in Rom gibt es 16 Tote.

19. November 1984: Der türkische Diplomat Enver Ergun wird am Wiener Schottenring in seinem Auto erschossen. Der Täter kann fliehen. Zum Anschlag bekennen sich armenische Extremisten. Bereits am 20. Juni war ein weiterer türkischer Diplomat Opfer eines Anschlags geworden.

29. August 1981: Ein palästinensisches Terrorkommando überfällt die Synagoge in der Wiener Seitenstettengasse. Der Pensionist Nathan Fried und die 25-jährige Ulrike Kohut werden getötet, zahlreiche Menschen verletzt. Polizei und der zufällig anwesende Leibwächter des Industriellen Leopold Böhm verhindern ein schlimmeres Blutbad. Die Täter - auch für den Mord an Nittel (siehe unten) verantwortlich - werden festgenommen.

1. Mai 1981: Die palästinensische Abu Nidal-Gruppe ermordet den Wiener Stadtrat und Präsidenten der Österreichisch-israelischen Gesellschaft, Heinz Nittel (SPÖ).

21. Dezember 1975: Ein Kommando unter dem berüchtigten Terroristen "Carlos" überfällt die Opec-Zentrale in Wien. Die Bilanz: drei Tote und zahlreiche Verletzte. Die Terroristen erhalten freies Geleit und dürfen mit mehreren Geiseln nach Algier fliehen. Innenminister Otto Rösch (SPÖ) verabschiedet "Carlos" mit Handschlag. Der Terrorist wird 1994 gefasst und sitzt in Frankreich in Haft.

22. Oktober 1975: Terroristen erschießen in Wien den türkischen Botschafter Danis Tunaligil. Für den Anschlag werden armenische Extremisten verantwortlich gemacht.

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