Bildungstrends: Konsequenzen mit im Blick haben

Der Dauerbrenner Digitalisierung ist auch 2019 Aktuell. Verstärkt werden auch die Grenzen des Einsatzes thematisiert.
Der Dauerbrenner Digitalisierung ist auch 2019 Aktuell. Verstärkt werden auch die Grenzen des Einsatzes thematisiert.(c) Pixabay
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Digitalisierung, Nationaler Qualifikationsrahmen und Brexit sind nur einige der Schlagworte, die Hochschulen und andere Bildungsanbieter heuer besonders beschäftigen.

Digitalisierung, dieses allgegenwärtige Schlagwort fällt auch im Bildungsbereich als erstes, wenn man nach aktuellen Trends und Herausforderungen fragt. Das gilt für die akademische Welt der Unis und FH ebenso wie für die Erwachsenenbildung. Die Digitalisierung ist dabei einerseits Inhalt, spielt aber andererseits auch bei der Art, wie die Inhalte vermittelt werden, eine immer größere Rolle. An den Hochschulen gewinnt zudem die Betrachtung möglicher Gefahren und Probleme an Bedeutung. „Die Technikfolgenabschätzung war immer schon eine Frage für die Universitäten“, sagt Eva Blimlinger, Präsidentin der Österreichischen Universitätskonferenz Uniko. Nachsatz: „Auch der Einsatz in der Lehre muss evaluiert werden.“

Folgen immer mitbetrachtet

An den Fachhochschulen rücken ebenfalls ethische Fragen rund um den „gläsernen Menschen“ in den Fokus. „Ich kann mich mit Digitalisierung nicht beschäftigen, ohne an die Konsequenzen zu denken“, sagt Kurt Koleznik, Generalsekretär der Fachhochschulkonferenz (FHK). Daher werden die sinnvollen Grenzen des Einsatzes der Digitalisierung auch an den FH verstärkt betrachtet – getreu deren Auftrag aus der Perspektive der praktischen Anwendung, wie Koleznik erklärt. Sowohl an den Unis als auch an den FH werden diesbezüglich aber keine neuen Lehrgänge geschaffen werden, das Thema Auswirkungen werde verstärkt in die Curricula der einschlägigen Studienpläne einfließen, so die einhellige Einschätzung der Experten.

Auch in der berufsorientierten Erwachsenenbildung ist die Digitalisierung ein großes Thema. Neben Kursen zu IT-Sicherheit oder Softwareentwicklung werden Industrie 4.0 oder Robotik als Zusatzmodule zu technischen Ausbildungen angeboten. Aber auch im kaufmännischen Bereich – Stichwort E-Commerce oder Marketing – und in der Kreativwirtschaft spielt das Thema eine immer größere Rolle, berichtet Michael Sturm, Vorsitzender der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (Kebö). Gesellschaftspolitische Aspekte wie Medienkompetenz würden in der privaten Weiterbildung behandelt.

Pflege höher qualifiziert

Ein weiterer Megatrend, der sich in der Bildungslandschaft niederschlägt, ist der demografische Wandel. Speziell in Österreich fehlt laut Koleznik Forschung im Bereich der Pflege. Eine Akademisierung sei daher dringend notwendig. Sturm ortet auch auf dem Level Pflegehelfer/Pflegeassistent einen steigenden Bedarf an Aufstockungskursen.

Was die Bildung allgemein betrifft, nennt Blimlinger die Inter- und die Transdisziplinarität als wichtigen Trend. Gleichzeitig sei aber auch Spezialisierung gefragt, vor allem in der Forschung. „Wir brauchen beides, hoch spezialisierte und breit qualifizierte Absolventinnen und Absolventen“, sagt die Uniko-Präsidentin.

Verstärkt in den Bildungsdebatten und -strategien vertreten sind die Begriffe Durchlässigkeit und informelle Bildung. „Das ist ein gesellschaftliches Thema, es darf keine Bildungssackgassen geben“, sagt Koleznik. Ein für die FH wichtiger Aspekt sind hier Kooperationen mit Universitäten im Bereich Doktorat. Generell betont Koleznik den Wert von Kooperationen sowohl mit Unis als auch mit Unternehmen.

Matura und Uni-Zugang

Auch wenn sie keine signifikante Ausdehnung der Aufnahmeprüfungen an den Unis erwartet, stellt sich für Blimlinger angesichts bestehender Zugangsbeschränkungen an den Hochschulen generell die Frage nach dem Stellenwert der Matura. Wichtig wäre aus ihrer Sicht eine entsprechend gestaltete Übergangsphase zwischen Schule und erstem Studienjahr, auch, um eine bessere Studienwahl zu ermöglichen. Schulabgänger beziehungsweise Studienabbrecher sind in der Erwachsenenbildung eine wachsende Klientel. Sturm führt dies – neben dem Umstand, dass die AHS-Matura allein heute keine Jobqualifikation mehr darstellt – auf die strengeren Studienbedingungen und die daraus resultierenden frühen Drop-outs zurück.

Wichtiger Punkt sowohl im Bereich des formellen als auch des informellen Wissenserwerbs ist der Nationale Qualifikationsrahmen, der Ausbildungen und Kenntnisse bestimmten Qualifikationsniveaus zuordnet.

Kurslevel eingeordnet

Hier sollen laut Sturm noch heuer staatliche Servicestellen ihren Dienst aufnehmen, die (auf Antrag des Anbieters) Kurse und Lehrgänge der Erwachsenenbildung in diesen Rahmen einordnen. Diese Einordnung, die auf den Zeugnissen und Zertifikaten ausgewiesen werden darf, ist für Sturm ein wichtiger Schritt, um den Abschlüssen vor allem international entsprechendes Gewicht zu verleihen. Die ebenfalls geplante Valorisierung individueller, informell erworbener Kenntnisse wird nach Einschätzung des Experten noch etwas dauern.

Schließlich ist auch das aktuelle Thema Brexit für die akademische Community von besonderer Bedeutung. Unis und FH hoffen hier auf eine möglichst kontinuierliche Fortführung der Austausch- und Forschungsprogramme.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2019)

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